Ähnlich wie die Hausratversicherung oder die private Haftpflichtversicherung, zählt die Unfallversicherung zu den Policen, die, einmal abgeschlossen, still in der Schublade vor sich her schlummern. Während viele Verbraucher ihre KFZ-Versicherung in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis fast jährlich auf den Prüfstand stellen, verzichten sie auf eine Überprüfung bei der Unfallpolice.
Michael Franke, Miteigentümer der renommierten Ratingagentur Franke und Bornberg, stellte in einem Interview mit der Wirtschaftszeitschrift „Cash“ fest, dass die Versicherer kontinuierlich an der Leistungsschraube drehen. Dies geschieht allerdings nicht in Form von Leistungskürzungen, sondern viel mehr in Form von Leistungsverbesserungen. Weshalb ein Rating in dieser Produktsparte notwendig ist, zeigt die Tatsache, dass über 100 Versicherer über 400 verschiedene Tarife anbieten.
Die Zeit des Einheitstarifes ist schon lange vorbei. Der Trend ging eindeutig dahin, Tarife mit unterschiedlichen Leistungsspektren, und damit unterschiedlichen Leistungsniveaus, anzubieten. Ziel der Versicherer war es, neben dem Standardprodukt mit Leistung bei klassischer Invalidität für den kleinen Geldbeutel auch Leistungen einzubinden, die zwangsläufig auch eine höhere Prämie bedingten.
Bei diesen Leistungsverbesserungen handelt es sich unter anderem um neue Höchstsummen, erweiterte Krankheitsbilder, die als Unfall eingestuft werden. Dazu zählen seit einiger Zeit beispielsweise Insektenstiche. Ein weiteres Kriterium stellt die Leistungsgarantie dar. Diese besagt, dass der Vertrag automatisch um neue Leistungen erweitert wird, wenn diese Bestandteile bei Neuverträgen sind.
Trotz aller zusätzlichen Einschlüsse und Leistungserweiterungen gilt bei einer Unfallversicherung aber immer das Grundprinzip. Die Leistung aus dem Vertrag muss ausreichen, um bei einer Vollinvalidität den Lebensstandard der versicherten Person aufrechtzuerhalten. Gerade in den 70er und 80er Jahren wurden nur zu gerne Verträge mit niedrigem Beitrag und niedrigen Leistungen unterschrieben. Zum einen sah der Versicherungsnehmer zwar ein, dass eine Unfallversicherung sinnvoll und notwendig ist, zum anderen konnte er den Vertreter auf eine kleine Summe herunterhandeln. Der Außendienstler gab endlich Ruhe, dem Gewissen war genüge getan und dem Portemonnaie tat es nicht weh.
Dass die Leistungen bei einem solchen Vorgehen am Ende im Schadensfall zu wünschen übrig ließen, stand auf einem anderen Blatt.
Grundsätzlich sollte sich die Versicherungssumme am Jahreseinkommen orientieren. Als Faustformel gilt das 10-fache Jahreseinkommen. Über die Versicherungsgrundsumme und die verschiedenen
Progressionsstufen lässt sich am Ende ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis finden, welches nicht nur als Gewissensberuhigung dient, sondern einen echten Versicherungsschutz darstellt. Welche Zusatzleistungen oder höherwertige Tarife mit erweitertem Leistungsspektrum zur Auswahl kommen, mag dann zweitrangig sein. Die Basis der Unfallversicherung stellt nach wie vor die Kompensation finanzieller Einbußen durch eine unfallbedingte Invalidität dar. Die folgende Tabelle zeigt, in welchem Umfang Unfallversicherer in den letzten Jahren geleistet haben – über drei Milliarden Euro im Jahr zeigen, dass es offensichtlich einen Bedarf gibt:
Die Vielzahl der Tarife und die unterschiedlichen Ausprägungen machen aber auch deutlich, dass ein Vergleich im Internet für Laien zwar nett ist, aber am Ende des Tages die fachkundige Beratung durch einen Makler nicht ersetzen kann.